Big Brother Award 2019

Big Brother is Watching You! Diesen Slogan haben sich die Initiatoren der jährlich stattfindenden Big Brother Awards auf die Brust geschrieben. Auch 2019 verleiht die Jury auserwählte Negativpreise an würdige Personen, Organisationen und Behörden.

Die Mischung macht’s

Einmal im Jahr wird die Bühne des Bielefelder Stadttheaters zum Schauplatz nationaler – teils sogar internationaler – Anklage: Werden in der Halle die Big Brother Awards (BBA) verliehen, beweisen Journalisten, Menschenrechtsorganisationen und Technikverbände ihr Talent, den Umgang mit Daten und die Achtung der Privatsphäre in den Vordergrund zu rücken. Seit 2000 finden die BBA in Bielefeld statt und verhalfen der Kleinstadt zu einer datenschutzfreundlichen Berühmtheit. Apropos berühmt: Zu den berühmtesten Gewinnern aus der Vergangenheit gehören solche wie Microsoft und die Deutsche Telekom. In diesem Jahr mussten sich unter anderem die Redakteure des Magazins Zeit Online, der hessische Innenminister und die Aachener Firma Precisa der Ehrung stellen. Eine bunte Mischung an Preisträgern!

Die komplette Verleihung gibt es hier zu sehen.

Kleine Momente, große Symbolik

Das Besondere der BBA: Die Ehrungen werden in der Regel persönlich übergeben. Anders also, als man es von Negativpreisverleihungen wie der Goldenen Himbeere kennt. Nicht wenige Auszeichnungen werden bei dieser Gelegenheit verteidigt. So taten es zum Beispiel die Vertreter des Magazins Zeit Online, das insbesondere für eine Kooperation mit Google gerügt wurde. Maßnahmen wie ein Werbetracker, der Facebook-Pixel und das Projekt Deutschland spricht bescherten dem Portal den BBA aus der Kategorie Verbraucherschutz. Deutschland spricht, ein Projekt, für welches sich unter anderem Bundestagspräsident Frank-Walter Steinmeier engagiert, wurde beziehungsweise wird von Google finanziert. Im Gegenzug soll der Global Player umfangreiche Kundendaten von Zeit Online erhalten haben.

Eine politische Dimension offenbart auch die Vergabe des BBA in der Kategorie Behörde und Verwaltung. Der diesjährige Preis ging – wie im Jahr zuvor – an das Land Hessen. War es 2018 der Hessentrojaner, der gewürdigt wurde, ist es in diesem Jahr das Konzept Hessendata, dass der Landesregierung zu Ruhm verhilft. Entwickelt wurde Hessendata von der Firma Palentir. Sie erstellt für die Polizei Täteranalysen und Verhaltensmuster, etwa aufgrund von Aktivitäten in sozialen Netzwerken. Umstritten ist das Projekt unter anderem, da Palentir in den USA ansässig ist und somit gezwungen werden kann, seine Daten an hiesige Überwachungsbehörden à la NSA & Co. zu übermitteln.

Die Preisträger in der Übersicht

Kategorie: Behörden und Verwaltung
Innenminister Hessens Peter Beuth für Hessendata

Kategorie: Biotechnik
Ancestry.com für Ahnenforschungsmodelle

Kategorie: Kommunikation
Precire Technologies GmbH für Sprachanalysesoftware

Kategorie: Technik
Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen für die Verordnung umstrittener Verschlüsselungsrichtlinien

Kategorie: Verbraucherschutz
Zeit Online für die Zusammenarbeit mit Google sowie Facebook und Einsatz von Werbetracker

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Autor: Jan Lauer
Photo by Matthew Henry on Unsplash