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Apps kommen und gehen wie Modetrends. Nur wenige Programme wie Messenger-Dienste, Navigationssysteme und Shopping-Clients verweilen dauerhaft auf Handy & Co. Ob sich FaceApp als „digitales Must-have“ behaupten kann, wird sich zeigen. Sicher ist: Die Kleinstanwendung fasziniert und polarisiert. Nutzer feiern den realistischen Blick in die Zukunft; Experten laufen Sturm gegen den laxen Datenschutz. Was steckt also hinter der App?

 FaceApp - eine Datenlücke?

Ein bekanntes Gesicht

Graue Haare, Falten, Krähenfüße – Zeichen der Zeit, die im analogen Alltag Menschen zur Verzweiflung bringen. Dem digitalen Ich einen Vorgeschmack aufs Seniorenleben zu verpassen, scheint wiederum zu begeistern: Die Gesichtssoftware FaceApp hat sich innerhalb weniger Wochen wie ein Lauffeuer unter der weltweiten Smartphone-Community verbreitet. Mittlerweile darf sich die App gar mit dem Download-Gütesiegel „100.000.000 +“ im Play Store (Google) schmücken! Was kaum jemand weiß: Bei der aktuellen Variante handelt es sich um eine Neuauflage der Applikation. Das erste Mal waberte FaceApp 2017 durchs World Wide Web, erhielt zu diesem Zeitpunkt jedoch kaum Beachtung. Nun haben die Entwickler an den Analysen und Algorithmen geschraubt und ihren Klon erneut auf den E-Markt geworfen.

Die Resultate sprechen für sich: Der Generator liefert verblüffende Ergebnisse und auch in den „Mainstream-Medien“ zieht die App ihre Runden. Nicht zuletzt prominente Nutzer wie der Sänger Sam Smith oder der Grünen-Politiker Cem Özdemir, die ihr virtuelles Zukunfts-Double in den sozialen Medien verbreiteten, verhalfen der App zum Durchbruch. Übrigens: FaceApp kann sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit blicken, doch die Jungspund-Versionen ziehen weit weniger Aufmerksamkeit auf sich.

 

Die Kehrseite der Medaille

Nun zur Privatsphäre: Ebenso ausführlich wie über die Präzision des Transformationsprozesses wurden in Berichten über FaceApp die Datenschutzbestimmungen erörtert – und kritisiert. Nach heutigem Stand ist jedoch Entwarnung zu geben: Die Fotos, die per FaceApp analysiert werden, landen tatsächlich auf ausländischen Servern. Zudem stimmt es, dass FaceApp unter der Schirmherrschaft von Yaroslav Goncharov, einem russischen IT-Entwickler und Grafiker, entwickelt wurde. Ebenfalls zutreffend ist, dass die Fotos des Nutzers von Wireless Labs laut AGB für beliebige Zwecke eingesetzt werden dürfen.

Fakt ist jedoch auch, dass Wireless Labs die Daten nicht auf russischen, sondern auf amerikanischen Servern speichert. Auf ebendiesen Servern hortet auch Amazon seine Daten! Zudem steckt hinter dem Kopf von Wireless Labs kein Zuckerberg-Dämon: Goncharov beschäftigt sich bereits lange mit Softwareanalysen und zog bis heute kein einziges Mal den Zorn der, nicht gerade liberalen, russischen Behörden auf sich. Die Rechtevergabe, die Wireless Labs einfordert, bezieht sich zudem lediglich auf Fotos, die bei der Analyse verwendet werden – und nicht auf sämtliche gespeicherten Bilder! Jedoch: Die Bilder, die dem Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, können für Anliegen aller Art verwendet werden. Beispielsweise für Werbekampagnen, aber auch für Studien von Gesundheits- und Sicherheitsbehörden. Wireless Labs leitet die Fotos mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Dritte weiter. Gegen Bares, versteht sich.

 

Fazit

FaceApp liefert erstaunliche Ergebnisse und greift auf die Fotos der Nutzer zu. Dies erfolgt in erster Linie, um aus den gesammelten (Bio-)Daten Profit zu ziehen. Daten gelten schließlich als DIE neue digitale Währung. Sorgen um die Privatsphäre der User sind demnach nicht unbegründet, sollten jedoch relativ betrachtet werden. Denn: Selbige Klauseln, die Wireless Labs in seinen Vertragsbedingungen anführt, sind auch in denen der Dienste von Facebook & Google zu finden! Wer täglich Selfies postet, Suchanfragen startet, Navigationsdienste nutzt oder sich schlichtweg mit dem Handy bewegt – Google listet jede einzelne Bewegung registrierter Endgeräte über Jahrzehnte –, fügt mit einer FaceApp-Analyse nur einen weiteren Tropfen seinem öffentlichen Daten-Ozean bei.

 

Datenschutzberatung für jedermann

Das Beispiel FaceApp zeigt, wie eng heutzutage Spaß, Nutzen, Profit und Risiko Hand in Hand gehen. Das Team von Sicdata beobachtet diese Entwicklung seit Jahren und hat ein kundenorientiertes Beratungskonzept erschlossen: Sind Ihre Daten bereits in den Weiten des World Wide Web vervielfacht und zweckentfremdet? Fotos Ihrer Mitarbeiter und Kunden können ebenso erschreckend schnell wie deren Personalien gekapert werden, wofür unter Umständen Sie beziehungsweise Ihr Unternehmen in Verantwortung gezogen wird! Bußgelder, wie sie gegen Knuddels & Co. verhängt wurden, zeigen, dass Datenschutz im deutschen Justizwesen mittlerweile großgeschrieben wird! Deshalb: Erarbeiten Sie mit unseren Experten ein modernes Datenverwaltungskonzept, setzen Sie die Richtlinien der DSGVO um und schützen Sie Kunden sowie Mitarbeiter vor den unzählbaren Gefahren des digitalen Alltags.

Autor: Jan Lauer
Photo by Daria Nepriakhina on Unsplash

 

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